mit S.Jürschik, S.Knust
S.Jürschik, S.Knust
Sebastian Knust: Auf welche Meilensteine und Herausforderungen blicken Sie hinsichtlich einer solch langen Geschichte?
Sonja Jürschik: 100 Jahre ist es her, dass Rudolf Steiner an Pfingsten im heute polnischen Koberwitz auf Bitten von Landwirt:innen, die sich angesichts des aufkommenden Kunstdüngereinsatzes und damit des Beginns der Chemieagrarindustrie um die Bodenfruchtbarkeit sorgten, acht Vorträge hielt. Dieser sogenannte Landwirtschaftliche Kurs bildete den Impuls und die Grundlage für die biodynamische Wirtschaftsweise. Ab 1928 wurden die so erzeugten Lebensmittel unter der Marke „Demeter“ vermarktet, die heute weltweit für beste Bioqualität steht. Später kamen Mitglieder aus der Verarbeitung und dem Handel dazu. Was 1924 mit rund 100 Bäuerinnen und Bauern begann, ist zu einer großen internationalen Bewegung geworden: Als internationale Biomarke ist Demeter heute auf allen Kontinenten vertreten. In rund 80 Ländern wirtschaften rund 8.000 Landwirt:innen mit rund 250.000 Hektar Fläche nach den konsequenten Demeter-Richtlinien anerkannt biologisch-dynamisch, dazu kommen mehr als 2.500 Demeter-Mitglieder aus Verarbeitung und Handel. In Deutschland wirtschaften rund 1.800 Landwirt:innen mit rund 114.000 Hektar Fläche biologisch-dynamisch. Zu Demeter e. V. gehören zudem etwa 440 Demeter-Hersteller und -Verarbeiter sowie knapp 300 Vertragspartner aus dem Handel.
Die biodynamische Landwirtschaft ist Innovationstreiber auf vielen Gebieten – sei es bei dem derzeit „angesagten“ Thema Agroforst oder bei der standortangepassten Saatgutforschung und -zucht, bei Initiativen wie Bruderkalb, Kuh und Kalb, HeuMilchbauern und Wir Bodensee Weiderind oder bei der ökologischen Tierzucht. Demeter hat Standards gesetzt in Sachen Tierwohl: Die Tiere werden nicht nur artgerecht, sondern wesensgemäß gehalten. Für uns ist es selbstverständlich, dass bei unseren Bauern die Kühe ihre Hörner tragen dürfen und dass wir sie auch nicht züchterisch entfernen.
2024 haben die Mitglieder von Demeter allen Grund, zu feiern. Besonders schön ist, dass es vielerorts junge Hofnachfolger gibt, die sich ebenso wie die vorherige Generation die Arbeit mit den biologisch-dynamischen Präparaten und der Kompostwirtschaft machen, weil dies boden- und naturaufbauend ist und die Fruchtbarkeit erhält. Auf biodynamischen Ackerböden werden die Bodenlebewesen gefüttert statt die Pflanzen gedüngt.
Die Meilensteine:
SK: Wie begehen Sie das Jubiläumsjahr? Wo können wir am Jubiläum teilhaben?
SJ: 100 Jahre Demeter und biodynamische Wirtschaftsweise wird das ganze Jahr über gefeiert – auf Höfen, in Verarbeitungsbetrieben, auf Jubiläumsfeiern, Messen und in den sozialen Medien. Auf unserer Jubiläumswebseite www.demeter.de/100jahre gibt es einen Kalender mit allen dem Jubiläum gewidmeten Veranstaltungen aus allen fünf Landesverbänden in der jeweiligen Region. Wer Fördermitglied in seiner Region ist oder es werden möchte, bekommt noch exklusivere Einblicke in die Höfe und Informationen über Events vor Ort. Außerdem gibt es seit diesem Jahr einen Fernkurs für alle, die mehr eintauchen möchten in die Zusammenhänge der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise.
SK: Welche Perspektiven sehen Sie für die kommenden 100 Jahre biologisch-dynamische Landwirtschaft?
SJ: Die biodynamische Landwirtschaft spielt oft eine Vorreiterrolle, wenn es darum geht, die Vorteile der ökologischen Landwirtschaft aufzuzeigen. So wurden zahlreiche Demeter-Höfe vom Deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft als ökologische Best-Practice-Betriebe ausgewählt und als Finalisten für Bestpreis-Auszeichnungen wie den von der Europäischen Kommission eingeführten European Organic Award nominiert. Demeter wurde 2020 von Verbraucher:innen zur „nachhaltigsten Marke Deutschlands“ gekürt – und zwar in einer repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag des Magazins „Stern“. Fast von Anfang an wurden Verarbeitung und Handel mitgedacht – die biodynamische Gemeinschaft deckt die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zu engagierten Verbraucher:innen ab.
Zusammengefasst: Demeter versteht sich als Entwicklungsgemeinschaft, die sich mit den großen globalen Herausforderungen von Klima- und Biodiversitätskrise bewusst auseinandersetzt, aber auch auf die Frage, wie wir miteinander umgehen und handeln wollen, Antworten geben kann. Ziel ist eine zukunftsgerichtete Art der Land- und Ernährungswirtschaft, die gut ist für Mensch, Tier und Natur.
SK: Vielen Dank für die Antworten!
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