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Ruhe und Verinnerlichung zum Jahresbeginn

von Rosina Breyer | 12/30/2025

Liebe Interessierte,

in meinem Freundeskreis sehnen sich zurzeit viele Menschen nach Vertiefung. Auch wir Anthroposophen werden in den Strudel der Beschleunigung hineingerissen, der sich im Advent oft verstärkt. Oft erst „zwischen den Jahren“ können Ruhe und Verinnerlichung entstehen. In dieser besonderen Zeit wirkt die Tierkreis-Stimmung des Steinbocks: 

Das Künftige ruhe auf Vergangenem,    (Sonne)
Vergangenes erfühle Künftiges,              (Venus)
Zu kräftigem Gegenwartsein.                  (Merkur)
Im inneren Lebenswiderstand                 (Mars)
Erstarke die Weltenwesenwacht,           (Jupiter)
Erblühe die Lebenswirkensmacht.          (Saturn)
Vergangenes ertrage Künftiges!              (Mond)

Wenn wir die Erfahrungen und Erlebnisse des vergangenen Jahres im Rückblick ordnen und uns auf sie abstützen, kommen wir in die Stimmung des ahnenden Fühlens. Was wird mir an vielleicht Unerwartetem, nicht Vorhergesehenem im neuen Jahr begegnen? Aus diesen beiden Gesten entsteht das Bewusstsein für den Gegenwartsmoment, welcher als einziger schöpferisch von uns gestaltet werden kann. 

Ab der vierten Zeile wird die „Stimmung“ der Strophe in Moll getaucht:
Im mars-haften Handeln, mit dessen Hilfe wir unsere Ziele verwirklichen, begegnen wir dem - ach so bekannten – „inneren Lebenswiderstand“. Im Erlebnis des „Es geht nicht“, zumindest nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, kann die Aufmerksamkeit für den Tat-Umkreis wachsen: Was habe ich nicht berücksichtigt, wahrgenommen, welches für die Realisation des Vorhabens jedoch Voraussetzung gewesen wäre? In der Folge erst wird Wirksamkeit möglich, die sich in der ätherischen Geste des Blühens entfaltet.

In der letzten, der Mondenzeile spiegelt sich die erste, die Sonnenzeile. Das Vergangene in uns, auf das wir uns anfangs abgestützt haben, darf sich in Zukunfts-Offenheit, „Zukunft denken“ verwandeln. Vergangenheit und Zukunft werden in ein stimmiges Verhältnis gesetzt. Der Geist, der uns im Sinne des „Früher war alles besser“ an das Vergangene binden will, wird mit demjenigen Geist ins Gleichgewicht gebracht, der uns möglichst schnell zu standardisierten Maschinen-Menschen machen will.

Nicht nur in der Zeit der „heiligen Nächte“ sondern auch danach bis zum 21. Januar und natürlich durch das ganze Jahr hindurch kann uns die Tierkreis-Stimmung des Steinbocks begleiten und uns daran erinnern, dass nur durch Wandlung und „Umstülpung“ das Neue in uns und in der Welt entstehen wird. (Zum Steinbock gehört der Konsonant L, welcher - eurythmisch gestaltet - die Ver-Wandlungskräfte, des „Alles fließt“ in die Sichtbarkeit bringt.)

Auf ganz eigene Art formuliert Dag Hammarskjöld den Gegenwartsmoment in seinen Tagebüchern so: „Frucht des Vergangenen, zukunftsschwanger, ist das JETZT gleichwohl immer in der Ewigkeit – stets in der Ewigkeit, ein Schnittpunkt zwischen Zeit und der Zeitlosigkeit des Glaubens, frei gegenüber Vergangenheit und Zukunft.“

Dass wir in der meditativen Vertiefung das Gleichgewicht zwischen den beiden Zeitenströmen herstellen und in der Folge aus dem Verwirbelungs-Gegenwarts-Moment heraus Not-Wendiges gestalten können, wünsche ich uns für das neue Jahr!

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