Nicht nur, dass wir nicht wissen, wie sich die Pandemie und die zu ihrer Eindämmung beschlossenen Maßnahmen entwickeln werden, wir wissen auch nicht genau, welche der verschiedenen Diagnosen und Interpretationen im Umfeld dieses Geschehens sich im Rückblick als die erweisen werden, die der Wahrheit am nächsten kamen. Sicher ist freilich, dass es einen solchen Rückblick auf diese Zeit der Jahre 2020/21 geben wird. Was wir bis dahin üben können, ist, Ungewissheiten zu ertragen, unterschiedliche Denkmöglichkeiten zu erwägen und offen zu lassen. Die mentale und soziale Krise, die uns in Begleitung der Pandemie so heftig erfasst hat, geht auch mitten durch die Anthroposophenwelt hindurch und droht Freundschaften auseinander zu reißen. Wer diese Prüfungszeit nicht durchhält, steht – auf beiden Seiten der Extreme – in der Gefahr, seine Freiheit an Ideen zu verlieren, die sich zu seinem Herrn aufschwingen können. Wer sie durchhält, wird neue Einsichten gewinnen.
Wenn wir uns mit Spiritualität, mit Medienpädagogik, mit Heileurythmie und medizinischen Fragen beschäftigen sowie mit der Frage nach Karma und Christentum – immer sollten wir dabei die Erfahrung nutzen, die sich gerade weltweit anbahnt: Die Zeit linearer Erklärungen nach einfachen Ursache-Wirkungsschemata, die Erklärung durch offensichtliche oder geheime Zwecke und Absichten wird zum Anachronismus. Wir müssen stattdessen lernen, Beiwirkungen einzubeziehen, die ungeplant im Guten wie im Bösen das Geschehen prägen. Wir müssen lernen, auf Resonanzen und Wechselwirkungen zu achten und interdisziplinär mit offenem Horizont zu arbeiten.
Seit dem Beginn der Pandemie und der damit verbundenen globalen Krise sind in den Medien, die im weitesten Sinn als »anthroposophisch« zu bezeichnen sind bis Mitte Februar rund 214 Zeitschriftenbeiträge zu dem Thema enstanden. Die Vielfalt der Verständnis- und Deutungsansätze ist entsprechend groß. Auch wir Anthroposophen stehen mitten im Ringen um eine Verarbeitung der historisch einzigartigen Vorgänge und wir tun uns schwer damit, auch nur unter uns zu einem Konsens zu finden. Wir üben uns darin, die Auffassungen derer, die es anders sehen zu respektieren und achten auch auf die Teilwahrheiten, die sich in mutmaßlichen Irrtümern befinden.
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