Die Renovierungsarbeiten im RSH gehen weiter
Nach dem positiven Ergebnis des ersten Projekts - die Renovierung des Sitzungszimmers im ersten Obergeschoß - bekam der Baurat im Herbst vergangenen Jahres seine nächste Aufgabe vom Verantwortungskreis übertragen: Auch der Konferenzraum im zweiten Obergeschoss sollte gründlich überholt werden.
Dieser Konferenzraum wird gern genutzt. Wir machten uns die erneute coronabedingte Zwangspause zunutze und führten in den letzten Wochen und Monaten dort die anstehenden Arbeiten durch, ohne dass dafür Veranstaltungen ausfallen mussten. Der Konferenzraum wurde erstmals in den 1970er-Jahren eingerichtet und ist seither kaum verändert worden. Das spricht sehr für die Qualität der Materialien und die Arbeit der Handwerker, in die damals investiert wurde. Trotzdem war „der Zahn der Zeit“ in diesem Raum inzwischen nicht mehr zu übersehen.
Wie viele bedeutende Anthroposophen haben hier im Laufe der Jahrzehnte getagt? Wie viele für die Anthroposophie und die Anthroposophische Gesellschaft wegweisende Entscheidungen wurden hier errungen? Der Baurat ist sich der Besonderheit dieses Raumes von Anfang an bewusst gewesen. Wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie wir dem Raum neue Frische verleihen können, ohne seine Würde und Bedeutung zu schmälern.
Die genauere Bestandsaufnahme zeigte, dass nicht nur Teppich und Stühle verschlissen waren, sondern auch, wie sehr Holzdecke, Türen, Fensterbank und Einbaumöbel ihr ursprüngliches Aussehen verloren hatten. Die Liste der notwendigen Arbeiten wuchs immer weiter.
Eine zentrale Aufgabe bei der Neugestaltung des Konferenzraums kam der farblichen Gestaltung zu. Alle farbigen Elemente im Raum sind in den sogenannten „Bildfarben“ gehalten. Dieser Begriff stammt aus Rudolf Steiners Farblehre. Er zählt zu den Bildfarben Grün, Inkarnat, Weiß und Schwarz. In der Farbbeschreibung, in GA 291 „Das Wesen der Farben“, stellt Rudolf Steiner das Menschenwesen auf ungewöhnliche Art vor, nämlich über diese vier Bildfarben. Gerade der erste Vortrag ist diesbezüglich weiterführend.
Wir können im Grün der Pflanze sehen, wie ein Belebtes in ein Erstorbenes, Totes einzieht. Wir sehen im Grün nicht das Leben selber, sondern das Bild des Lebens. Da das Leben in ein Totes einzieht, ist das Grün dementsprechend „das tote Bild des Lebens“. Der Vorgang setzt sich fort, indem ein seelisches Element in das Belebte einzieht. Das Seelische zeigt sich nicht direkt, sondern im Bild, in der Farbe Inkarnat. Daher nennt Rudolf Steiner Inkarnat hier auch das Bild der Seele. Da die Seele in ein Lebendiges einzieht, heißt es „Inkarnat ist das lebendige Bild der Seele“. Dieser Vorgang setzt sich fort. In das Seelische zieht ein Geistiges ein, es zeigt sich in der Farbe des Lichtes, im Weiß. Da sich auch das Geistige nicht direkt zeigt, ist „Weiß das seelische Bild des Geistes“. Zuletzt hält der Tod Einzug, er kann in das Geistige einziehen. Er zeigt sich im Schwarz. Nun wird „Schwarz das geistige Bild des Todes“. Zieht in dieses Tote, wieder ein Lebendes ein, entsteht wieder Grün. Grün kennen wir schon als „das tote Bild des Lebens“. Diese vier Bildfarben bilden in ihrem Ineinandergreifen einen perfekten Ringschluss.
Diese Farben prägen den neu renovierten Konferenzraum. Die Stühle haben grüne Polster und Inkarnat leuchtet von den Wänden. Weiß hellt die Decke auf und der Teppichboden hat ein dunkles Grau bekommen. Ein echtes Schwarz erschien uns für den Fußboden dort zu bedrückend.
An der Holzdecke nahmen wir mehrere Probelasuren vor. Nachdem wir uns für eine bestimmte helle Lasur entschieden hatten, die größeres handwerkliches Geschick erfordert, konnten die (zunächst skeptischen) Maler ihr Werk beginnen. Ihr Einsatz hat sich gelohnt. Noch vor Beginn dieser Farbarbeiten wurde rundum die schwer wirkende Holzleiste am Rand der Holzdecke entfernt, die eine Reihe von Neonröhren verborgen hielt. Diese Lampen verschwanden genauso wie die dazugehörenden Rastergitter.
Die integrierten Deckenlampen wurden durch leistungsstärkere Downlights ersetzt. Auch die Pendelleuchten wurden erneuert. Nachdem die Wände zunächst weiß vorgestrichen waren, wurden sie anschließend in einem zarten, rötlichen Inkarnat-Farbton lasiert. Frau Usadel, unsere Farbgestalterin, die schon beim Sitzungszimmer überzeugende Arbeit geleistet hat, konnte für diese Arbeit erneut gewonnen werden. Die Holztür wurde innen von ihrer alten Farbe befreit und brauchte nur noch eine Öleinlassung, damit das schöne Eschenholz-Furnier wieder zur Erscheinung kommen konnte. Dasselbe geschah auch mit der langen Fensterbank und der oberen Abdeckfläche des langen Sideboards entlang der Fenster. Die alte Holzlackierung ließ das Holz kaum mehr zur Geltung kommen. Das gegenüberliegende kleinere Sideboard wurde ganz entfernt. Dadurch konnte vor dieser Wand die Skulpturen-Reihe „Metamorphose“ von Manfred Welzel so aufgestellt werden, dass jedes einzelne Objekt viel besser zur Geltung kommt. Auch die Heizkörper und die Tür zum Abstellraum bekamen neue, farblich passende Lackierungen. Zuletzt konnte auch der Teppichboden erneuert werden.
Stühle und Tische stellten uns vor weitere Herausforderungen. Wir besuchten verschiedenen Möbelhäuser und Möbelhersteller und liehen immer wieder Stühle und Tische zur Probe aus, um zu testen, ob diese Möbel der Atmosphäre des Raumes entsprechen. Immer wieder mussten wir ernüchtert feststellen, dass Möbel, die im Ladengeschäft oder auf dem Papier sehr gut aussehen, der Würde des Raumes und unseren Ansprüchen nicht standhielten. Auch ist Eschenholz zur Zeit auf dem Markt recht rar. Was uns aber nicht abhalten konnte, weiterhin nach Möbeln aus diesem besonderen „Sonnenholz“ zu suchen. Letztlich wurden wir doch fündig und können nun neue bequeme Stühle und komfortable Tische bestellen.
Wir vom Baurat freuen uns sehr über den neu gestalteten Konferenzraum. Obwohl noch nicht alle Möbel vorhanden sind, kann er bereits wieder genutzt werden. Solange wir noch coronabedingte Einschränkungen im Haus haben, ist es kein Problem, die im Moment überzähligen Saal-Stühle dort zu nutzen.
Parallel zu den Arbeiten im Konferenzraum wurden in der Cafeteria ein (kaum gebrauchter) Profi-Geschirrspüler aus dem Gastronomiebereich eingebaut sowie ein neuer Herd mit Cerankochfeld und Backofen. Sobald es die Bestimmungen wieder zulassen, kann zum Beispiel das Barista-Team von Café Uhle, dort seine warmen Köstlichkeiten zubereiten. Weitere Arbeiten an Küche und ehemaligem „Malraum“ erfolgen sukzessive bzw., da die Handwerker sehr gefragt sind und uns leider nicht durchgängig zur Verfügung stehen.
Falls Sie Fragen haben, können Sie uns gerne kontaktieren unter: gabriele.arndt. @rudolfsteinerhaus.org
Ihr Baurat – Gabriele Arndt, Sebastian Knust, Marcus Gerhardts und Harald Boecker (Beratung)
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