Das alte Wort heil oder hel ist heute von vielen Menschen verpönt, was man ob seines Missbrauches in den dunklen Zeiten dieses Landes gut nachvollziehen kann. Ursprünglich bedeutet es aber, dass etwas ganz werden möge, dass eben eine Verwundung oder Verletzung wieder heilen möge. In Verbindung mit dem Geist können wir diese Kraft so verstehen, dass es sich um einen ganzheitlichen Umgang mit Gedanken handelt, der die Zerstückelungen in einzelne Teilaspekte überwindet. Wenn man allerdings in den gegenwärtigen Umgang mit Ideen Einblick erhält, ist dieser meist das Gegenteil. Überall stößt man auf einseitige Betrachtungen, Verkürzungen oder moralisierende Tabus. Daraus entstehen viel Unheil, Spaltung und feindliche Gesinnung, letztlich Krieg.
Man kann eine große Geistferne in den meisten öffentlichen Diskussionen erleben und vielen Menschen fällt es schwer sich zu ganzheitlichen Gedanken zu erheben. Sie bleiben in Meinungen hängen. Dies hat inzwischen eine besorgniserregende vergiftete Atmosphäre für viele wichtige Themen erzeugt.
Rudolf Steiner weist in vielen Vorträgen auf diese Phänomene hin. Er wird aber auch nicht müde zu beschreiben, dass die Anthroposophie als Geisteswissenschaft, recht verstanden, geradezu ein permanentes Gespräch mit dem heiligen Geist ist - es geht um den bewussten Umgang mit dem eigenen Gesichtspunkt, immer in der Gewissheit, dass es noch 11 andere gibt.
In den Briefen an die Mitglieder spricht er auch vom Erlernen einer Michael-Sprache, einer Sprache der Intelligenz. Dies bedeutet eine Sprache jenseits der Worte zu erforschen, einer Sprache im lebendigen Umgang mit Ideen und Begriffen. Diese „Sprache“ sucht sich dann die dem jeweiligen menschlichen Zusammenhang zugehörigen Worte, um verständlich vom heiligen Geist inspiriert zu sprechen. Es handelt sich also um eine aktive Überwindung allen nominalistischen Umgangs mit Worten, auch und gerade der anthroposophischen. Dies könnte die vornehmste Aufgabe aller sich der Anthroposophie verbunden fühlenden Menschen sein!
Sich diese Fähigkeit zu erwerben, könnte ein großer Beitrag zum friedlichen Verständigen zwischen verschiedenen Sprachen und damit Menschen sein, denn letztlich hat jeder Mensch zunächst seine eigene Sprache und um die Heilung der babylonischen Sprachverwirrung geht es schließlich an Pfingsten. Möge unsere Arbeit im nächsten Tertial dazu wieder einen kräftigen Beitrag leisten. Friedensbeiträge kann die Welt im Moment nicht genug bekommen!
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