Natur, dein mütterliches Sein,
Ich trage es in meinem Willenswesen;
So beginnt der Wochenspruch zu Michaeli. Und in diesem Wochenspruch sind mir in diesem Jahr besonders die Zeilen
Und meines Willens Feuermacht,
Sie stählet meines Geistes Triebe,
in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit gerückt. Dabei wurde mir das Wort „stählen“ ein Schlüssel für den inneren Prozess, der hier beschrieben wird. Es verweist auf die Substanz Stahl, die bekanntlich aus Eisenerz gewonnen wird. Wenn man sich nun den Prozess der Stahlgewinnung vor das innere Auge rückt, erscheint dort ein Hochofen, in dem das braunrote Eisenerz unter hohen Temperaturen zum Schmelzen gebracht wird. Dieser Feuervorgang trennt die Esse von der Schlacke, und im Moment des Anstiches des Hochofens schießt die glühende Eisenesse in großer Geschwindigkeit zischend heraus. Sie muss nun gebändigt, gekühlt, veredelt und vor allem geschmiedet werden, um dann in allen erdenklichen Formen ihre tragende und verbindende Kraft in vielen menschlichen Werken entfalten zu können. Das ist der Vorgang des Stählens!
Der Umgang mit der feurigen Esse verlangte früher von den Menschen in diesem Gewerbe sehr viel Mut und Geschick, denn so beeindruckend später das Ergebnis in Brücken, Eisenbahnen, Hochhäusern etc. sein kann, so herausfordernd ist der Umgang mit diesem edlem, silberglänzendem Werkstoff.
Rudolf Steiner wählte solche bildhaften Worte mit Bedacht, und übertragen auf den innerseelischen Bereich des Menschen, geht es in der Michaelizeit um ähnliche Vorgänge. In innerer Glut kann man sich in dieser Zeit besonders gut zu mutigen Entschlüssen durchringen, die oft eine reinigende und klärende Wirkung auf allzu langes vor sich Hergeschobenes haben kann. Ideale können Form annehmen und mit zunehmender Kraft die Wirklichkeit durchdringen. Der Geist überwindet dadurch die schlackentragende Materie und erhebt sie in seinen Bereich.
Jede mutige Tat in diesem Sinne kräftig das Ich des Menschen und führt ihn zu einem gesunden Selbstbewusstsein, das respektvoll seine Grenzen kennt, aber auch maßvoll die Schritte geht, an neuen Herausforderungen zu wachsen. Des Menschen Willenskraft beruht auf den Eisenkernen in seinem Blut. Es braucht die innere Wärme, gebändigt und „geschmiedet“ durch den Gedanken, zur mutvoll-abgewogenen Tat. Diese wirkt zurück auf den sie vollbringenden Menschen und lässt ihn innerlich wachsen. Wie wichtig in einer Zeit der zunehmenden Verunsicherung und Verängstigung der Menschen!
Dass sie gebären Selbstgefühl,
Zu tragen mich in mir.
Ihr Marco Bindelli
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