Zwei Jahre waren unsere Tageszeitungen beherrscht von Daten und Fakten, von einem „Krieg“ gegen ein Virus und alle anderen politischen Fragen traten in den Hintergrund. Nun ist das plötzlich anders: Wir haben seit einigen Tagen, befürchtet, aber in dieser Dimension nicht vorhersehbar, wieder Krieg in Europa. Krieg nach vielen Jahrzehnten eines weitgehenden Friedens.
Die Ukraine gilt als die „Kornkammer Europas“, ist einer der größten Weizenexporteure weltweit und das ukrainische Ackerland entspricht gut einem Viertel der Flächen, die es in der gesamten EU gibt. Dazu kommen enorme Rohstoffvorkommen. Der Osten und der Süden der Ukraine wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von Russland erobert, ein Großteil der Westukraine gehörte lange zu Polen, ab 1772 zu Österreich-Ungarn und später wieder zu Polen. So bildet die Ukraine eine Mitte zwischen Russland und dem übrigen Europa.
Politisch und wirtschaftlich instabil tendierte die Ukraine seit vielen Jahren insgesamt mehr zu Europa, wollte Mitglied der EU und der NATO werden, blieb aber insbesondere auch innerhalb größerer Teile der Bevölkerung vor allem in den bereits umkämpften Gebieten des Ostens und der Krim unter starkem russischem Einfluss. Jetzt haben sich erneut separatistische und nationale Interessen mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine bei absolut erfolglosen Verhandlungen im Vorfeld durchgesetzt. Putin will seinen Machtbereich gegen Europa erweitern mit noch unabsehbaren Konsequenzen.
Seit dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion konnte auch in der Ukraine die Anthroposophie wachsen, vor allem in den Lebensfeldern. Sie will die Überwindung jedweden Nationalismus. Unter diesem litt die Anthroposophische Bewegung bereits in der Zeit des Ersten Weltkrieges, wo es dennoch gelang, im Geiste vereint, mit Menschen aus den kriegführenden Nationen am entstehenden Goetheanum die Arbeit fortzusetzen. Wie sehr sich Rudolf Steiner auch persönlich dafür eingesetzt hat, diesen Weltkrieg zu beenden, zeigt vor allem Peter Selg in seiner grandiosen Biographie. Auch wenn vielleicht nicht jeder von uns durch unmittelbare Hilfeleistung der Ukraine beistehen kann, hat auch das im richtigen Sinne „Hindenken“ eine friedensstiftende Wirkung. Rudolf Steiner sprach einmal davon, wie die Gebete in den christlichen Klöstern Europas zur Zeit des Einfalls kriegerischer Stämme aus dem Osten entscheidend dazu beitrugen, dass diese sich zurückzogen und Europa vor großen Zerstörungen bewahrt blieb.
Den Berliner Freunden gab er, noch vor den ungeheuren Zerstörungen dieser Stadt in Kriegszeiten, aber diese voraussehend, den folgenden Spruch, der uns an unsere Aufgaben in schweren Zeiten erinnern kann:
Es ist die Menschheit im Vergessen
An das Gottes-Innere.
Wir aber wollen es nehmen
In des Bewußtseins helles Licht
Und dann tragen über Schutt und Asche
Der Götter Flamme im Menschenherzen.
So mögen Blitze unsre Sinneshäuser
In Schutt zerschmettern:
Wir errichten Seelenhäuser
Auf der Erkenntnis
Eisenfestem Lichtesweben,
Und Untergang des Äußern
Soll werden Aufgang
Des Seelen-Innersten.
Aus „Wahrspruchworte“ (Mittelteil des ganzen Textes).
René Madeleyn
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