Eine nette Nachbarin, mit der wir bis vor einem Jahr noch bei zufälligen Begegnungen regelmäßig ein paar Worte gewechselt hatten, dreht sich seit einiger Zeit demonstrativ weg, wenn wir kommen. Wie kann das sein? Haben wir sie, ohne es zu wissen, brüskiert? Oder hat sie erfahren, dass wir zu den Anthroposophen gehören, über die sie in der Presse so einige merkwürdige Dinge gelesen hat? Hält sie uns jetzt für unsoziale „Impfgegner“, für Anhänger einer Sekte? Oder sitze ich mit solchen Vermutungen einem Verfolgungsglauben auf? Im Rudolf Steiner Haus erlebe ich, dass sich die einen darüber beschweren, dass es unter uns Menschen gibt, die die Sorge gegenüber den Problemen der Pandemie nicht ernst genug nehmen. Und andere wiederum unterstellen den Besorgten, dass sie auch von der Angstwelle erfasst seien. Die Unterschiede sind groß. Aus der Außensicht werden wir jedoch meist über einen Kamm geschoren. Dabei ist es nur so, dass wir trotz der großen Verschiedenheiten doch gemeinsam Kraft aus der Anthroposophie schöpfen können. Die Pandemie ist nicht die Ursache für all diese sozialen Probleme, sie ist vielmehr der Prüfstein, an dem sie sichtbar werden. Keine der alten familiären, kulturellen und religiösen Zusammenhänge trägt mehr. Wer sich der Individualisierung, die jetzt angesagt ist, zu entziehen versucht oder sie mit einem bloßen Freibrief verwechselt, der verfällt diversen unfreien Mustern und Gruppenzwängen und Pseudosicherheiten – und das geschieht in allen Lagern, die meinen, über sichere Erklärungen zu verfügen. Aber die alte Dame »Kausalität« ist gebrechlich geworden. Sie geht am Stock und hinkt dem Zeitgeschehen hinterher. Nichts ist mehr eindeutig. Die Zwickmühle ist zur Signatur der Gegenwart geworden. So vollzieht sich die endgültigen Ablösung der Verstandesseele durch die sich entwickelnde Bewusstseinsseele. |
| Martin Merckens
Wir stehen in einer besonderen Zeit: Weihnachten ist bereits verklungen und Ostern steht schon bald vor unserem Seelenauge. Der Februar/März bildet eine besondere Übergangszeit. In der ersten Februarwoche im…
| Ruth Ewertowski
Unser Leib ist nicht einfach eine Hülle, in der wir „drinstecken“, so als käme es nicht auf ihn, sondern nur auf den seelisch-geistigen Kern an. Er gehört nicht zufällig zu uns und ist uns nicht einfach nur äußerlich,…
| Jörg Ewertowski
Wenn jemand sagt »Tatsache ist …«, dann wissen wir, dass das, worum es ihm geht, strittig ist. Gemeint ist allerdings mit einer solchen Redewendung umgekehrt, dass es eigentlich gar keine Diskussion darüber geben…
| Astrid Wischnewski
In der Dezember-Stimmung fühlen wir Menschen, wie sehr es auf uns ankommt: auf unser Schweigen und Zuhören. Wir erleben das Gefühl des Staunens, wenn wir innerlich still werden. Indem wir bewusst unsere…
| Marco Bindelli
Wir kommen nun in den November hinein, den Monat, der uns am deutlichsten mit den Sterbekräften im Jahreslauf bekannt macht. Es ist kein Wunder, dass in den nächsten Wochen der Verstorbenen in verschiedenster…
| Elisabeth von Kügelgen
Die Worte aus dem Seelenkalender der ersten Septemberwoche stimmen auf den Herbst ein: «Das Licht aus Weltenweiten», das wir zuletzt noch so intensiv aufnehmen durften, soll in unserem Innern kräftig fortlebend…
| Christoph Hueck
Rudolf Steiner baute seine Geisteswissenschaft auf Goethes Naturwissenschaft auf. Er taufte das Dornacher Zentrum „Goetheanum“ und hätte die ganze Anthroposophie gern „Goetheanismus“ genannt.…
| Jörg Ewertowski
In den letzten Jahren begegnen uns immer wieder Situationen, in denen eine Entscheidung getroffen werden muss – aber egal, wie wir sie treffen, sie ist falsch. Es stellen sich Grundsatzfragen wie die, ob Sicherheit…